Silberfischchen

Das Silberfischchen, Lepisma saccharina, gehört zur Ordnung der Fischchen, der
Zygentoma. Es ist mit einem evolutionsgeschichtlichen Alter von etwa 300
Millionen Jahren ein Ur-Insekt und hat damit die Dinosaurier, die vor etwa 235
bis vor etwa 65 Millionen Jahren auf der Erde gastierten, kommen und gehen
sehen.
Das huschige Insekt hat keine Flügel, wird sieben bis elf Zentimeter lang und
bewegt sich auf sechs gegliederten Beinen geschwind vorwärts.
Am vorderen Körperende sitzt ein recht langes Fühlerpaar. Am schmal
zulaufenden Hinterleib findet man drei sogenannte Schwanzanhänge, den End-
oder Terminalfaden in der Mitte und rechts und links davon, seitlich abstehend,
die beiden Cerci. Alle Schwanzanhänge sind berührungsempfindlich.
Nach Art der Insekten verfügt das Silberfischen über, hier eher kleine,
Facettenaugen (Facettenauge = oculus compositus), die aus vielen kleinen
Einzelaugen, den Ommatidien, bestehen. Damit ist das wahrgenommene Bild
aus vielen Bildpunkten zusammengesetzt.
Das Silberfischchen trägt seinen deutschen Namen wahrscheinlich nach seiner
stromlinienförmigen, fischähnlichen Figur und seiner schlängelnden
Fortbewegung, die an einen schwimmenden Fisch erinnert. Zudem ist seine
Körperoberfläche mit Schuppen besetzt, die von silbrig-grauer Farbe sind und
glänzen.
Der zweite Teil des wissenschaftlichen Namens, saccharina, ist herzuleiten von
Saccharose, also dem Kristallzucker oder Haushaltszucker, und bezieht sich auf
die Vorliebe des Fischchens für Süßes, Kohlenhydrate in Form von Zucker,
Stärke oder Ähnlichem. Seine vermeintliche „Naschsucht“ hat ihm zu dem
hübschen Namen „Zuckergast“ verholfen.
Auf seinem vielfältigen Speiseplan stehen Haare, Hausstaubmilben (gut für
Allergiker), Schimmelpilze, Papier, Baumwolle, Seide, Leinen, Kunstfasern,
Methylcellulose (Tapetenkleister!), tote Insekten, eigene Häutungshemden,
Bucheinbindeklebestoffe…
Silberfischchen können mehrere Monate hungern und besitzen, was im
Tierreich selten zu finden ist, im Verdauungstrakt das Enzym Cellulase, sodass
sie Cellulose verdauen, zu Mehrfachzuckern (Polysaccharide) umbauen können.
Sie bereichern den Speiseplan von Spinnen und Ohrwürmern. Steht den Fischchen der Sinn nach kleinen Fischchen, betrillern sich die Partner
mit ihren Fühlern, das Männchen tanzt, das einverstandene Weibchen bewegt
sich mit. Dann spinnt das Männchen Fäden, unter denen es ein Spermienpacket
ablegt. Bewegt sich das Weibchen unter den Fäden hindurch, nimmt es das
Päckchen automatisch auf und es kommt zur Befruchtung. Versteckt legt das
Weibchen etwa zwanzig Eier. Die geschlüpften Jungen sind, ohne
Metamorphose, nach einem Jahr mit acht Häutungen, geschlechtsreif.
Silberfischchen können drei bis maximal acht Jahre alt werden und häuten sich
auch zum weiteren Wachstum.
Sie sind weltweit verbreitet, nachtaktiv und mögen es warm (20 – 30 Grad) und
feucht (80 – 90% Luftfeuchtigkeit). Sie lieben die nährstoffreiche Nähe des
Menschen, seine Küchen, Keller, Waschküchen. Knipst man das Licht an,
verschwinden sie äußerst flink in Ritzen, Fugen, Scheuerleisten oder hinter
Tapeten.
Wenige Silberfischchen stören nicht, sie sind keine Krankheitsüberträger. Bei
sehr vielen Silberfischchen sollte man auf Schimmelpilze oder zu hohe
Feuchtigkeit in den Räumen achten.
Zur Verwandtschaft des Silberfischchens gehören Ofen- Kamm- Geister- und
Papierfischchen, wobei letzteres eher ungern gesehen ist, da es seinen Appetit
auf Papier gerne in Bibliotheken, Archiven und Museen stillt.
Ich finde, diese uralten Insekten, die Silberfischchen, haben Respekt verdient,
so viele Millionen Jahre auf der Erde, das soll der Mensch erst mal
nachmachen…


Bis zum nächsten Naturerlebnis-Tipp
Eure / Ihre Stefanie Barzen
Foto: Fischchen / pixabay.com

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