Biber

Biber

Der Europäische Biber, Castor fiber, aus der Ordnung der Rodentia, ist das größte europäische Nagetier.

Ein erwachsener Biber kann 75 bis 120 Zentimeter lange werden, 30 Zentimeter Schwanzlänge inklusive. Er erreicht 15 bis stolze 32 Kilogramm Körpergewicht und wird zehn bis zwölf Jahre alt.

Biber halten keinen Winterschlaf, die Brunstzeit liegt zwischen Januar und März. Paare, die sich finden, bleiben lebenslang zusammen. Die Paarung findet unter Wasser statt, nach 105 Tagen bringt das Weibchen zwei bis vier etwa 500 Gramm schwere Jungen zur Welt. Sie sind dicht behaart, haben die Augen bereits geöffnet und werden von der Mutter sechs Wochen gesäugt. Biberkinder haben eine lange Jugendzeit von zwei Jahren, in denen sie Schwimmen und Tauchen perfektionieren. Es gibt nur einen Wurf im Jahr.

Der Lebensraum des nacht- und dämmerungsaktiven Bibers ist der Auwald oder die Fluss- und Seenlandschaft. Damit er seine Biberburg bauen kann, sollte das Wasser ein bis zwei Meter tief sein, im Winter nicht durchfrieren und im Sommer nicht austrockenen. Hier findet er Nahrung, Rinde, Zweige, Kräuter, Wurzeln von Wasserpflanzen und seine Lieblingsbäume Espen, Erlen und Pappeln. Die zum Bau von Damm und Biberburg notwendigen Bäume werden sanduhrförmig angenagt. Der Biber hakt die Oberzähne in die Rinde ein und raspelt mit den Unterzähnen parallel verlaufende, etwa einen Zentimeter breite Rillen in den Stamm, bis dieser fällt. Gearbeitet wird immer quer zum Stamm. Biber fällen Bäume bis zu 80 Zentimeter Durchmesser in einer Nacht, einen Baum von acht Zentimetern Durchmesser in fünf Minuten. Hinter dem Damm, der das Wasser aufstaut, liegt die eigentliche Biberburg, ihre Eingänge immer unter Wasser, die Wohnkammern im Innern aber über Wasser.

Braucht der Biber Steine zur Befestigung seiner Wohnanlage, trägt er diese in den Vorderpfoten, auf den Hinterbeinen laufend, herbei.

Durch das Wegnehmen oder Hinzufügen von Ästen reguliert der Biber den Wasserstand im Bereich seiner Wohnung.

Biberspuren

Die zur Fällung der Bäume eingesetzten Nagezähne des Bibers, je zwei Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer, sind etwa dreieinhalb Zentimeter lang und wachsen lebenslang. Ihre Vorderseiten erscheinen durch das eingelagerte Eisenoxid orange. Dadurch sind sie härter als die weißen Zahninnenseiten. Diese unterschiedliche Härteverteilung innerhalb der Zähne sorgt für ein ständiges „Nachschleifen“ derselben beim Nagen.

Der Biber ist an seine wässrige Lebensweise bestens angepasst. Er besitzt einen stromlinienförmigen Körper, hat Schwimmhäute zwischen den Zehen und kann bis zu 20 Minuten unter Wasser arbeiten, wobei Nasen und Ohren verschlossen sind.

Sein brauner Pelz ist mit 23.000 Haaren pro Quadratzentimeter der dichteste im Tierreich. Lange Grannenhaare und eine dichte Unterwolle bilden eine isolierende Luftschicht zum Wärmeschutz und verleihen ihm Auftrieb.

Ein schicker Pelz will gepflegt werden. Zum Durchkämmen besitzt der Biber an den Hinterfüßen eine Doppelkralle („Putzkralle“) und mit dem fettigen Sekret aus den paarig angelegten Taschen unter dem Schambein, dem sogenannten Bibergeil, erhält er sein Fell wasserabweisend.

Auch der haarlose, abgeflachte, mit lederartiger Haut überzogene Schwanz des Bibers, die „Biberkelle“, leistet dem Biber gute Dienste. Im Wasser dient sie als Ruder und Steuer, ansonsten als Fettdepot, zur Temperaturregulierung, wenn man sie ins kalte Wasser hängen lässt, als Sitzstütze und als Kommunikationsmittel, wenn der Biber bei drohender Gefahr vor dem Untertauchen mit ihr auf die Wasseroberfläche schlägt.

Da, wo der Biber baut, Wasser staut und Teiche anlegt, schafft er neue Lebensräume für Pflanzen, Fische, Amphibien, Insekten, Vögel.

„Bibergeil“, das ölige Sekret aus den Analdrüsen des Bibers, wurde in früheren Zeiten, zu Oleum Castoreum verarbeitet, als Mittel gegen Gicht, Nervosität, Krämpfe und Hysterie und als Aphrodisiakum eingesetzt.

Sein dichter Pelz und besonders der durch menschliche Aktivitäten mangelnde Lebensraum sind ihm fast zum Verhängnis geworden. Er gehört nach der Flora-Fauna-Habitat Richtlinie Anhang II zu den „Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.“

An der Wupper ist er zurück, wo genau, wird nicht verraten. Achten Sie beim nächsten Spaziergang an der Wupper doch mal auf sanduhrförmig benagte Bäume.

Biberspuren