Wildkirsche
Wildkirsche
Wildkirsche, Vogelkirsche, Waldkirsche
Die Wildkirsche, Prunus avium, gehört zusammen mit Apfel, Pflaume und Rose in die große Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist der Urahn unserer Süßkirschen. Sie wird etwa neunzig Jahre alt, fünfzehn bis zwanzig Meter hoch und fühlt sich in Laubmischwäldern, an Waldrändern und inmitten von Hecken wohl.
Kirschbäume sind gut zu erkennen an ihrer silbrig-braunen Rinde, die sich stellenweise in waagerechten Streifen ablöst und der Rinde so ein geringeltes Aussehen verleiht. Das Laubblatt der Wildkirsche ist spitz zulaufend, von länglich-ovaler Form mit einem doppelt-gesägtem Blattrand.
Ab April öffnen sich die am Zweigende dicht beieinanderstehenden Blatt- und Blütenknospen. Die bis drei Zentimeter großen, weißen Blüten wachsen, bis zu sechs Stück, in Form einer Dolde, dicht beieinander. Sie zeigen den für Rosengewächse typischen Aufbau von je fünf Blüten- und Kelchblättern sowie eine Vielzahl an gelben Staubbeuteln, bei der Wildkirsche je Blüte um die fünfundzwanzig.
Zu den bestäubenden Insekten gehören hauptsächlich Honigbienen, Hummeln und andere Wildbienen.
Eine Besonderheit des Wildkirschenblattes sind je zwei Nektar absondernde Drüsen, die am Blattstiel am Übergang zur Blattspreite sitzen. Der Nektar lockt Ameisen an, die dann, als natürliche Schädlingsbekämpfer, kleine Raupen und Larven aufessen sollen, die dem Baum schaden könnten.
Wildkirschen sind Steinfrüchte, kleiner und etwas bitter, weniger süß als Kulturkirschen, aber essbar. Schwarze Wildkirschen sind süßer als weniger reife rote.
Ihren lateinischen Namensteil, „avis“, „Vogel“, trägt sie wegen ihrer Beliebtheit bei Vögeln. Auch Eichhörnchen und Maus bedienen sich hier gerne. Der Kernbeißer vermag sogar ihre Kerne zu knacken, um an ihr Inneres zu gelangen.
Besonders beliebt ist die Kirsche auch bei der Kirschfruchtfliege. Diese Bohrfliege ist bis fünf Millimeter groß, hat grüne Facettenaugen und durchsichtige Flügel mit schwarzen Streifen. Sie legt ihre Eier in die Frucht, ihre Maden ernähren sich von ihr. Kirschen mit Loch sollte man besser nicht mehr essen, hier wird bereits gespeist.
Verletzte Kirschbäume geben eine rötliche, zähe Substanz ab, das sogenannte Katzengold, welches, in Wein gelöst, ein treffliches Hustenmittel ist.
Zu Kirschwasser gebrannte Kirschen beruhigen den Magen.
Leckere Marmelade erhält man nach mühevollem und langwierigem Puhlen der Kirschen.
Die Wärme von Kirschkernkissen hilft bei Verspannungen. Das schöne und wertvolle Holz mit seinem warmen Rotton dient zur Herstellung von Musikinstrumenten und Möbeln.
Am 4.12., dem Barbaratag, geschnittene Zweige blühen als frühlingshafte, hübsche Deko zu Weihnachten.
Gefallenen Mädchen stellt man am ersten Mai einen Kirschzweig vor die Tür.
Oder, mit Martin Luther, für den gehörnten Ehemann und „Vater“: „…der eine frisst die Kirschen aus und hängt den Korb dem andern um den Hals…“.