Adlerfarn

Pteridium aquilinum, der Adlerfarn, ist ein Gewächs aus der Familie der Dennstaedtiaceae. Je nach Autor gehört er aber auch in eine eigene Pflanzenfamilie. Kurz gesagt: So genau weiß die Wissenschaft das noch nicht.

Er ist mit einer durchschnittlichen Höhe von zwei Metern und einer Wedellänge von bis zu maximal vier Metern der größte einheimische Farn. „Wedel“ sind die Blätter der Farne, die im Allgemeinen nur so aussehen, als bestünden sie aus zahlreichen kleinen Teilblättern. Die hell grünen, kräftigen, leicht überhängenden Wedel sind drei- bis vierfach gefiedert und an jungen Spitzen leicht eingerollt. So schützen sie das für das weitere Wachstum notwenige teilungsfähige Bildungsgewebe, das sich hier befindet.

Alle Wedel der tiefwurzelnden, frostempfindlichen Pflanze entspringen einem mehr oder weniger unterirdisch gelegenen Kriech- oder Erdspross, vornehm „Rhizom“ genannt. Die Pflanze vermehrt sich hauptsächlich ungeschlechtlich, mit Hilfe des Rhizoms. Geschlechtliche Vermehrung findet, eher selten, in Form des für Farngewächse typischen Generationenwechsels statt, an den man sich vielleicht mit Schrecken noch aus dem Biologieunterricht erinnert…

Kurzfassung: Auf der Farnblattunterseite sitzen in Farnblattrandnähe, erkennbar am leicht eingerollten Farnblattrand, die Sporangien, in denen die Sporen gebildet werden. Diese werden von Juli bis Oktober als Ballonflieger davongetragen. Sie wachsen zu einem blattförmigen, haploiden (einfacher Chromosomensatz) Prothallium heran, welches, bei genügend Feuchtigkeit, Keimzellen entlässt. Treffen weibliche und männliche Keimzellen aufeinander, kommt es zur Befruchtung und eine neue, diploide Farnpflanze (doppelter, „normaler“ Chromosomensatz) wächst heran. Neugierige seien auf weiterführende Literatur verwiesen…

Adlerfarn ist in allen Teilen, auch getrocknet, giftig. Giftstoffe sind Thiaminase (Enzym, hemmt die Vitamin B1-Aufnahme), Blausäureglykoside, Pteridin (ein Saponin). Schaden nehmen Pferde, Schweine, Kühe, Ziegen, Hasen, Kanninchen, Hamster. Es kommt zu Störungen im zentralen Nervensystem verbunden mit motorischen Störungen, Blasen- und Darmkrebs, Blutungen.

Wird eine Kuh, die sich an Adlerfarn vergiftet hat, gemolken, ist selbst ihre Milch für den Menschen noch giftig.

Mit Adlerfarn besetzte Wiese

Wohnorte des Farns sind Waldränder, Waldkahlschläge oder eher artenarme, lichte Birken-, Kiefern- und Eichenwälder. Von hier aus breitet er sich in angrenzende Wiesen und Weiden aus, vor allem, wenn auf diesen nicht mehr gewirtschaftet wird.

Sein massenhaftes Auftreten unterdrückt durch mangelnden Sonnenlichteinfall das Wachstum anderer pflanzlicher Bewohner der Krautschicht, was besonders eine natürliche Verjüngung im Wald verhindert. Die im Herbst absterbenden Wedel unterdrücken bereits die Keimung zahlreicher Samen, weil sie im Laufe der Jahre eine dicke Streuschicht bilden.

Es kommt zur Bildung sogenannter „Adlerfarnbrachen“. Wucherndem Adlerfarn ist mit biologischen und mechanischen Methoden kaum beizukommen. Insbesondere in der Gegend um die Natur-Schule Grund in Remscheid hat die Stadt Remscheid einiges unternommen, um Adlerfarnbrachen wieder zu artenreichen Flächen zu entwickeln.

Adlerfarn ist weltweit verbreitet und stammesgeschichtlich uralt. Ein Großteil unserer Steinkohlevorkommen gehen auf die großen Farnwälder des Karbons (vor 360 bis 290 Millionen Jahren) zurück. Farne und Dinosaurier kannten sich.

Ötzi soll Reste von Adlerfarn im Magen gehabt haben.

Rückschlüsse von der Rhizomlänge auf das Pflanzenalter ergaben Zahlen von unfassbaren über 1000 Jahren.

Das griechische „Pteridium“ bedeutet übrigens Farn oder Feder, „aquilinum“ adlerähnlich.

Der Name „Adlerfarn“ soll seinen Ursprung haben in den Adlerkrallen ähnlich gebogenen Blattwedelenden ODER in der adlerschwingenartigen Stellung der Blattfiedern ODER in der Leitbündelanordnug in den untersten Blattstielen, die im Querschnitt einem Doppeladler ähneln sollen…

Suchen Sie sich etwas Passendes aus!

Bis zum nächsten Naturerlebnis-Tipp

Ihre / Eure Stefanie Barzen