Rotfrüchtige Zaunrübe
Rotfrüchtige Zaunrübe
Faulrübe, Tollrübe, Hundskürbis, Heilige Rübe, Gichtrübe
Die an Zäunen, Mauern, auf Schuttplätzen, in Hecken und Gebüsch häufig anzutreffende Rotfrüchtige Zaunrübe, Bryonia dioica, gehört zusammen mit Gurke, Wassermelone und Gartenkürbis in die Familie der Kürbisgewächse, der Cucurbitaceae.
Sie mag es warm und nährstoffreich. Die Zaunrübe ist eine Kletterstaude, die mehrere Jahre alt und zwei bis vier Meter hoch werden kann.
Ihre Stängel sind borstig behaart, die Blätter fünf zipfelig, etwa handförmig, wobei der „Mittelfinger“ die anderen wenig überragt. Die Blätter sitzen wechselständig mit einem kurzen Stiel am Stängel und sind mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern recht groß.
Die Ranken der Kletterpflanze führen kreisförmige Suchbewegungen durch. Sobald sie einen Gegenstand berührt haben, krümmen sie sich innerhalb von wenigen Minuten, ermöglicht durch Zellwachstum an der gegenüberliegenden Seite. Durch weiteres Wachstum rollen sich die Ranken schraubenförmig auf.
Die Zaunrübe ist eine zweihäusige, also diözische Pflanze, d.h., es gibt männliche und weibliche Zaunrüben, wobei die Laubblätter der weiblichen Pflanzen schmaler und tiefer gelappt sind als die der männlichen Pflanze (Geschlechtsdimorphismus). Blütezeit ist von Juni bis September. Männliche Blüten sind grün, weibliche weiß-grün.
Besucher sind Bienen und Grabwespen. Für die Zaunrüben-Sandbiene Andrena florea, eine solitär lebende Wildbiene, ist die Zaunrübe einzige Pollenquelle; sie füttert ihre Larven nur mit den Pollen dieser Pflanze, sie ist also „oligolektisch“.
Aus Süddeutschland wandert in den letzten Jahren zunehmend ein Marienkäfer ein, der vom Klimawandel profitiert. Er ist – anders als die bekannten Marienkäfer, die Blattläuse oder Mehltau-Pilze fressen – Vegetarier (!) und futtert am liebsten Kürbisgewächse. Sein Name: Zaunrüben-Marienkäfer.
Nach der Befruchtung bilden sich rote, fünf bis acht Millimeter dicke Beeren, die durch ihren Gehalt an Curcurbitacin giftig sind. Sie reizen Haut und Schleimhäute, etwa sechs führen bei einem Erwachsenen zu Erbrechen, Nierenschäden, Krämpfen. Fünfzehn Beeren sollen für Kinder tödlich sein.
Verbreitet werden die Beeren hauptsächlich durch Vögel, die die Beeren verzehren und die Samen unverdaut wieder ausscheiden.
Im Boden findet man eine bis zwanzig Zentimeter dicke, übelriechende Rübe zur Stärkespeicherung. Auf Grund ihrer, mit etwas Phantasie menschenähnlichen Form, wurde sie zum Figurenschnitzen verwendet. Diese sollen, ähnlich wie die Alraune, Glück bringen oder Hexen fernhalten.
Die Zaunrübe enthält Alkaloide, Bitterstoffe, Glycoside, Saponine, Gerbstoffe, Triterpene, Bryonin, Bryonicin. Sie wirkt abführend, schweißtreibend, schleimlösend und ist eine alte Heilpflanze der Kräuterbücher des Mittelalters. Hier wird sie empfohlen bei Zahnschmerzen, Lungenentzündung, Gicht, als Abführ- und Wurmmittel mit durchschlagender Wirkung.