Vogel-Wicke
Vogel-Wicke
Die Vogel-Wicke, Vicia cracca, gehört, wie auch Lupine, Klee, Erbse und Bohne, in die Familie der Schmetterlingsblütler, der Fabaceae.
Sie kann über einen Meter hoch werden und wächst auf Wiesen und Weiden, Äckern, Ödflächen, an Wald- und Heckenrändern.
Laubblätter und Blüten wachsen am selben, weich haarigen, kantigen Stängel.
Das gefiederte Blatt ist aus sechs bis zehn Fiederpaaren zusammengesetzt, die einzelnen Fiederblättchen sind von schmal langer Form. Aus den Enden der Laubblätter wachsen verzweigte Ranken. Sie ermöglichen der Pflanze das „Klettern“ und damit den Halt an anderen Pflanzen. Sie führen kreisende Suchbewegungen durch und reagieren auf Berührung. Haben sie eine Nachbarpflanze „ertastet“, wird diese von den Ranken umwunden. Die Fähigkeit, auf Berührung mit Bewegung zu reagieren, bezeichnet man als Thigmonastie oder Haptonastie.
Blütezeit der Vogel-Wicke ist von Juni bis August. Bis zu vierzig der einen Zentimeter lange Blüten bilden eine schmal lange Traube. Die anfangs purpurfarbenen Blüten wechseln ihre Farbe während der Blütezeit zu blau. Aufgebaut ist die Blüte nach der typischen Form der Schmetterlingsblüte; der obere Teil ist die Fahne, der mittlere besteht aus zwei Flügeln, der untere ist das aus zwei Blütenblättern zusammen gewachsene Schiffchen, Landeplatz für die BesucherInnen, Bienen und Schmetterlinge. Erdhummeln erweisen sich als geschickte Nektardiebe, wenn sie die Blüten seitlich anbeißen, um an den süßen Saft zu gelangen.
Nach der Befruchtung bilden sich flache Hülsen, die mehrere Samen enthalten. Die schwarze Farbe der Hülsen erlaubt es ihnen, Wärme zu speichern, was zur Reifung und Trocknung der Samen beiträgt. Die Vogel-Wicke ist ein sogenannter Austrocknungsstreuer, der die trockenen Samen bis zwei Meter weit ausstreuen kann. Die kugeligen, eiweißreichen Samen sind bei Vögeln beliebt, die so auch bei der Verteilung helfen, wenn Samen verloren gehen.
Die Vogel-Wicke gehört zu den Leguminosen, d.h. an ihren Wurzeln finden wir Wurzelknöllchen, in denen Bakterien leben, die molekularen Stickstoff binden können. Sie versorgen die Pflanze mit löslichem Stickstoff, den diese, z.B. zur Eiweißsynthese, brauchen. Im Austausch erhalten die Bakterien organische Stoffe und Wasser. Also eine win-win Situation für beide Partner, eine Symbiose.
Die Vogel-Wicke enthält Gerbstoffe, Asparagin, Spurenelemente, Flavonoide, Vitamine. Ihre Blätter können in Suppe und Gemüse, ihre Samenschoten als Pfannengemüse, ihre Samen als Gemüse verwendet werden. Die Pflanze ist in rohem Zustand leicht giftig, bei der Zubereitung sollte auf genügend langes Kochen oder Braten geachtet werden. Ihr Geschmack wird als herb, würzig, erbsenähnlich beschrieben.
In der Literatur findet man keine Hinweise auf eine Heilwirkung der Pflanze; sie soll den Stoffwechsel anregen und ist eine gute Futterpflanze.