Winterwunderland

Winterwunderland

Ist der Winter ein Problem für Pilze, Tiere und Pflanzen?

So etwas wie den Eisregen am Wochenende 06./07. Februar 2021 haben wir hier im Bergischen Land lange nicht erlebt. Da gab es nicht nur eine Schneedecke wie im Januar (Foto 1), sondern ganze Bäume und Sträucher waren innerhalb weniger Stunden von Klareis überzogen, vor allem auf den Höhenlagen (Fotos 4 bis 6). Und dieses Eis ist bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt extrem standhaft.

Da stellt sich die Frage, wie die Natur mit dem Winter umgeht. Sterben jetzt ganz viele Lebewesen oder haben sie Anpassungen, die sie gegen die Kälte widerstandsfähig macht?

Die Antwort ist, dass viele Lebewesen sich frühzeitig geschützt und andere in der herrschenden Kälte kein Problem haben. Einige haben die mutmaßlich kalt werdende Landschaften aber auch im Herbst verlassen, darunter die Zugvögel, die Wanderfalter und einige mehr.

Die meisten Laubbäume haben ihre Blätter im Herbst abgeworfen oder zumindest soweit abgeschnürt, dass diese nicht mehr mit dem Wasserhaushalt des Baumes in Verbindung stehen. Es entsteht also weder ein von der Wurzel in die Blätter führender Wasserstrom noch der Transport von Photosynthese-Produkten des Baumes in Richtung der Wurzel. Solche Bäume sind vor Frostschäden weitgehend geschützt, da mehr oder weniger „stillgelegt“.

Andere Pflanzen und auch die Pilze haben ihr Leben unter die Bodenoberfläche verlagert und verhalten sich ähnlich unauffällig wie die laubabwerfenden Bäume. Nadelbäume oder immergrüne Gehölze wie die Stechpalme sind durch besondere Oberflächenstrukturen der Blätter / Nadeln vor Kälte und Frost geschützt.

Pflanzen, deren Blätter noch erhalten sind, liegen als Rosettenpflanzen dem Boden eng an. Sie würden unter einer schützenden Schneedecke überdauern können und nach der Schneeschmelze ihre Entwicklung fortsetzen.

Dafür haben Moose und auch viele andere Pflanzen die Möglichkeit, auf eigene „Frostschutzmittel“ im Zellsaft zurückzugreifen, die starke Schäden in den Zellen verhindern. Das können bestimmte Zucker sein, die im Inneren der Zellen vor Frost schützen. Auch bei Tieren ist ein körpereigenes Frostschutzmittel (z.B. Glycerin) dafür verantwortlich, dass z.B. Mücken zeitweilig Temperaturen bis -30° C überstehen können. Solche Anpassungen sind vor allem für Tiere erforderlich, die wie der Zitronenfalter in freier Natur als erwachsenes Insekt überdauern wollen.

Schneeglöckchen oder auch die Elfenkrokusse, die jetzt schon Blüten angesetzt haben, müssen im Schnee überdauern und werden danach „einfach weiterblühen“ (Fotos 2 und 3).

Andere Tiere (z.B. Fledermäuse, Igel oder Siebenschläfer) haben sich im Spätsommer und Herbst eine dicke Fettschicht angefressen, die es ermöglicht, einen mehrmonatigen Winterschlaf zu überstehen.

Wer das nicht kann (Vögel, Mäuse, Spitzmäuse, Rehe u.v.a.), muss ständig aktiv sein und nach Nahrung suchen, was bei Eis und Schnee zeitintensiver und anstrengender ist. Oder macht es wie die Eichhörnchen, die besonders kalte Tage in Ruhe verbringen, aber spätestens dann wieder unterwegs sind, wenn der Magen knurrt.

Da kann es dann auch passieren, dass Tiere, Pflanzen oder Pilze die kalte Jahreszeit nicht überleben. Für die Natur ist so eine „Auslese“ sinnvoll, da sie vor allem kranke und schwache Exemplare trifft, während gesunde und kräftige Artgenossen nach dem Winter für den Arterhalt sorgen.

Wir Menschen versuchen gerne, vor allem den Tieren über den Winter zu helfen. Das kann mit einer ausgewogenen Fütterung z.B. für die Wintervögel erfolgen, die zumindest hier im Bergischen Land nicht ganzjährig angeboten werden muss, da wir noch einige naturnahe Nahrung in den Wäldern haben. Ganz anders natürlich in ausgeräumten Landschaften oder in dichten Siedlungen, wo es kaum noch natürliche Nahrungsquellen gibt. Allerdings dann nach dem Winter oft auch keine geeigneten Brutplätze!

In diesem Sinne: Genießt das Winterwunder Bergisches Land solange es geht.