Rosskastanie
Rosskastanie
Gichtbaum, Pferdkastanie, Saukesten, Kestenbaum
Die Rosskastanie, Aesculus hippocastanum, aus der Familie der Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae), ist auf dem Balkan beheimatet und wurde vor etwa 45o Jahren als Zierbaum der Gärten und Parkanlagen eingeführt. Sie kommt auch verwildert vor.
Als Strassenbegrenzungsbaum ist die Rosskastanie heutzutage weniger beliebt, da ihre schweren Früchte im Verdacht stehen, Lackschäden zu verursachen und sie als Totholzabwerfer gilt.
Rosskastanien werden etwa zweihundert Jahre alt und dreißig Meter hoch. Ihr Stamm wirkt nach rechts gedreht, ihre Rinde ist glatt und von hellbrauner bis grauer Farbe. Ihr weiches Holz ist gelblich weiß, zeigt die Jahresringe nur schwach und ist wirtschaftlich von eher geringer Bedeutung.
Das große, langstielige Laubblatt ist gefingert, mit fünf bis sieben Fingern, wobei jeder „Finger“ von verkehrt eiförmigem Aussehen ist. Nach dem herbstlichen Laubfall ist eine C-förmige Narbe zu erkennen, auf der als Punkte die ehemaligen Leitbündel zu erkennen sind.
Im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren blüht der Baum zum ersten Mal mit seinen stark duftenden, mit fünfundzwanzig Zentimetern Höhe und zehn Zentimetern Breite auffallend großen „Kerzen“(Thyrsen). Blütezeit ist von Mai bis Juni.
Jede Kerze besteht aus hundert bis zweihundert weißen, fünfzähligen Einzelblüten, bei denen die deutlich über die Blütenblätter herausragenden Staubblätter und Griffel auffallen. Jedes Staubblatt produziert etwa 26.ooo Pollen, womit für die gesamte „Kerze“ eine Zahl von 42 Millionen Pollen zusammenkommt. Die weißen Blüten bieten ihren Besuchern, hauptsächlich Hummeln, einen Nektar mit 70% Zuckergehalt. Dabei funktionieren sie nach Art einer Ampel. Noch nicht befruchtete Blüten tragen einen gelben Fleck, der nach der Befruchtung die Farbe über orange nach rot wechselt und den Besucherinnen so signalisiert: „Hier ist nix mehr zu holen.“ Hummeln sind lernfähig, somit eine sehr effiziente Lösung für beide Seiten.
Im September/Oktober reifen die fünf bis sechseinhalb Zentimeter großen Kapselfrüchte. In ihren dicken, festen, stachelbewehrten Hüllen finden sich ein bis drei glatte, glänzend braune, zum Basteln bestens geeignete Samenkerne mit dem typischen, weißen Nabelfleck, der Chalaza.
Kastanien sind Plumpsfrüchte, sie folgen, geschützt durch ihre Hülle, der Schwerkraft (Barochorie) und werden von dort auch durch Tiere, wie Nagetiere oder Vögel, verbreitet. Nicht jede Blüte entwickelt sich zu einer Kastanie, der Baum würde unter seiner tonnenschweren Last zusammenbrechen.
Die Rosskastanie war 2008 Arzneipflanze des Jahres. Sie enthält unter anderem Aescin, Alantoin, Bitterstoffe, Kampferöl, Cholin, Cyanidin, Flavonoide, Gerstoffe, Cumarine, Linolensäure, Saponine und wirkt antibakteriell, krampflösend, schmerzstillend, harntreibend, blutreinigend, entzündungshemmend, antikoagulierend, adstringierend. Die aus Früchten, Blättern, Blüten, Rinde oder Wurzeln gewonnenen Präparate werden eingesetzt zur Stärkung der Gefäße, bei Arteriosklerose, Krampfadern, Hämorrhoiden, Gebärmutterblutungen, Rheuma, Ekzemen.
Vielen Rosskastanien wird das Leben schwer gemacht von den Larven der Miniermotte Cameraria ohridella, einer drei bis vier Millimeter großen Motte. Sie legt etwa hundert Eier auf ein Blatt, die geschlüpften Larven fressen Gänge durch die Blattschichten und verpuppen sich auch dort. Die befallenen Blätter führen keine Photosynthese mehr durch, welken und fallen vor der Zeit ab.
Rosskastanien sind ein gutes Wild- und Viehfutter, sie dienen als Pferdearznei gegen Husten und Blähungen.
Rosskastanien Blätter färben Wolle gelb, die Rinde ergibt einen rotgelben Farbton.
Die großen, dunkelbrauen, gegen Nässe und Fraßschutz stark klebrigen Knospen können im Frühjahr sehr schön in eine Vase gestellt werden, um sie bei der Entfaltung ihrer Blätter zu beobachten.
Übrigens: die Rosskastanie ist nicht mit der Esskastanie (Marone) verwandt.