Vanille
Die Gewürzvanille oder
Echte Vanille, Vanilla planifolia, gilt als die Königin der Gewürze
und gehört in die Familie der Orchideen, der Orchidaceae. Damit ist
sie auch verwandt mit unseren einheimischen Orchideen.
Der Name Vanille lässt
sich zurückführen auf das französische „vanille“ und das
spanische „vainilla“, was kleine Hülse oder Schote bedeutet.
Die Gewürzvanille ist
eine zehn bis fünfzehn Meter lange, kaum verzweigte Kletterpflanze,
die an Bäumen oder Felsen empor rankt oder über den Boden kriecht.
Ihr dunkelgrüner Spross hat einen Durchmesser von ein bis zwei
Zentimetern und trägt alle vier bis zehn Zentimeter an den
Stängelknoten ein glänzend grünes, längliches, spitz zulaufendes,
fleischiges Blatt von etwa acht mal fünfundzwanzig Zentimetern Länge
und etwa zwei mal acht Zentimetern Breite an einem kurzen Blattstiel.
Zu jedem Blatt gehört eine ihm gegenüber wachsende Luftwurzel, die
mit einem sogenannten Velamen radicum ausgestattet ist. Es ist ein
schwammartiges Gewebe, das Wasser und darin gelöste Nährstoffe
aufnehmen, speichern oder an anderes Pflanzengewebe weiterleiten
kann. Deshalb sollte man diese Luftwurzeln, auch wenn sie die Pflanze
nicht unbedingt attraktiver machen, bei einer Zimmerorchidee nicht
abschneiden.
Von Juni bis August
wachsen aus den oberen Blattachseln der Gewürzvanille leicht
gebogene Blütenstände mit etwa fünfzehn Blüten. Im Vergleich zu
anderen Orchideen sind sie mit ihrer cremegelben, grünlichen Farbe
und dem Aussehen einer Wachsblume eher unscheinbar. Die mit je einem
Tragblatt versehenen, stark duftenden Blüten bestehen aus fünf
langen Blütenblättern und einem Blütentrichter in der Blütenmitte.
Sie erblühen nacheinander für je etwa acht Stunden.
Zur Reifezeit bildet die
Pflanze grüne, zehn bis fünfundzwanzig Zentimeter lange, gerade
Kapselfrüchte, keine Schoten. Sie enthalten die von einem ölig
klebrigen Mark umgebenen, winzig kleinen, schwarz glänzenden Samen,
die durch zwei schlitzförmige Öffnungen nach außen entlassen
werden.
Häufiges Hantieren mit den Früchten führt zu Hautausschlägen (englisch: „vanallism“), Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit.
Vanille enthält Vanillinalkohol, Protocatechualdehyd, Protocatechusäure und als Hauptverantwortlichen für das Aroma ein bis drei Prozent Vanillin, für die, die es genau wissen wollen: 4-Hydroxy-3-methoxybenzaldehyd.
Vanille gilt als potenzsteigernd, belebend, entspannend, aphrodisierend, gallefördernd, muskelstärkend, stoffwechsel- und verdauungsfördernd und als hilfreich gegen Reizbarkeit.
Die ursprüngliche Heimat der Gewürzvanille ist Mexiko und Mittelamerika. Nur hier leben auch die notwendigen Bestäuber, Kolibris und eine Biene der Gattung Melipona.
Überall, wo Vanille sonst wächst, wie z.B. auch beim Hauptlieferanten Madagaskar (80%), lebt die Pflanze in Plantagen und muss von Hand mit einem Holzstäbchen bestäubt werden. Diese Methode geht zurück auf das Jahr 1837 und einen findigen Sklaven namens Edmond Albius. 1000 – 1500 Blüten können so an einem Tag bestäubt werden.
Bereits bei den Azteken war die Vanille bekannt, hier trug sie den Namen „schwarze Blume“ (Tlilchoxchitl) und nahm dem Kakao seine bittere Schärfe. Montezuma (herrschte von 1502 bis 1520) soll sie geliebt haben. Von dort kam die Gewürzvanille im 16.Jahrhundert im Laufe der spanischen Kolonisation nach Europa.
Der Name „Bourbon-Vanille“ bezieht sich auf Vanille von der Insel Reunion, die zwischenzeitlich den Namen „Ile Bourbon“ trug.
Vanillekapseln werden unreif gelbgrün geerntet, getrocknet und fermentiert. So erhalten sie ihr Aroma und ihr schwarzes, ledriges Aussehen. Die aufwendige Bearbeitung und die Bestäubung von Hand machen echte Vanille für Lebensmittel, Kosmetik oder Parfumherstellung so teuer.
Übrigens: Vanillinzucker ist kein Vanillezucker, sondern ein chemisch hergestelltes, preiswertes Ersatzprodukt!
Vanillezucker kann man aus ausgekratzten Kapselhüllen, die viel Aroma enthalten, leicht selber herstellen. Einfach in Zucker legen und luftdicht verschlossen für einige Zeit stehen lassen.
Bis zum nächsten Naturerlebnis-Tipp
Eure / Ihre Stefanie Barzen